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Wanze auf einer Pflanze

„Regenerative Landwirtschaft ist der Ansatz für die Zukunft”

Obwohl der Begriff regenerative Landwirtschaft bereits in den 1980ern geprägt wurde, ist er bis heute noch nicht endgültig definiert. Dennoch nutzen viele Initiativen den Begriff, um mit ihm zu arbeiten. Deshalb haben wir bei vier verschiedenen Initiativen nachgefragt: Was verstehen sie unter dem Begriff regenerative Landwirtschaft? Und was bedeutet das für ihre alltägliche Arbeit?
Obwohl der Begriff regenerative Landwirtschaft bereits in den 1980ern geprägt wurde, ist er bis heute noch nicht endgültig definiert. Dennoch nutzen viele Initiativen den Begriff, um mit ihm zu arbeiten. Deshalb haben wir bei vier verschiedenen Initiativen nachgefragt: Was verstehen sie unter dem Begriff regenerative Landwirtschaft? Und was bedeutet das für ihre alltägliche Arbeit?

Carina Grothkopf

Farmer Relations Managerin bei Klim.

Mit dem Ziel ein vollständig regeneratives Lebensmittelsystem auf den Weg zu bringen, verbindet Klim. Landwirt:innen mit Unternehmen und Verbraucher:innen. Den Kern ihrer Arbeit stellt eine Online-Plattform dar, die Landwirt:innen dabei begleitet auf regenerative Landwirtschaft umzusteigen und diesen Prozess zu finanzieren. Unternehmen unterstützt Klim. dabei, ihre Emissionen in den Lieferketten zu reduzieren und zu kompensieren. Carina von Klim. über ihr Verhältnis zur regenerativen Landwirtschaft:
„Ich bin auf einem Milchviehbetrieb in Schleswig-Holstein aufgewachsen und seit knapp zwei Jahren bei Klim im Landwirtschaftsteam. Daher kenne und schätze ich die Vielseitigkeit des Agrarsektors und bin überzeugt, dass die regenerative Landwirtschaft der richtige Ansatz für die Zukunft ist.

Regenerative Landwirtschaft und damit einhergehend die Konzentration auf den Boden und die Stabilität des gesamten Ökosystems des Betriebs setzt auf Maßnahmen, die die Bodengesundheit verbessern und dadurch nicht nur die Nahrungsmittelsicherheit und Profitabilität für Landwirt:innen gewährleistet, sondern gleichzeitig den Klimawandel und die Biodiversitätskrise bekämpfen. Eine Win-Win-Win Lösung also.

Und das motiviert mich jeden Tag, an der Vision von Klim mitzuwirken, denn Klim schafft eine gemeinsame Bewegung mit Landwirt:innen, Unternehmen und Verbraucher:innen, um die regenerative Landwirtschaft schnellstmöglich zu verbreiten. Die digitale Plattform bietet Landwirtschaftsbetrieben Dokumentations- und Finanzierungsmöglichkeiten sowie den Zugang zu Wissen und einer Community.”
Portraitfoto von Carina Grothkopf.
Carina Grothkopf ist Farmer Relations Managerin bei Klim. © Klim.
Teamfoto von ZukunftMoor.
Das Gründer:innenteam von ZukunftMoor Lucas Gerrits, Paul Waldersee und Julia Kasper (von links nach rechts). © Robert Lehmann

Lucas Gerrits

Co-Gründer von ZukunftMoor

ZukunftMoor möchte Moore in Deutschland wiedervernässen, indem sie Landwirtschaft auf nassen Mooren etabliert. Dazu gehört auch, rentable Geschäftsmodelle und Absatzmärkte zu entwickeln, damit sich die Wiedervernässung auch für Landwirt:innen lohnt. Die regenerative Landwirtschaft ist für Lucas Gerrits eine Win-Win-Win-Situation.
„Als Unternehmen für die Bewirtschaftung nasser Moorflächen („Paludikultur“) nimmt der Boden eine zentrale Rolle bei uns ein. Moore haben bei ihrer Entstehung große Mengen an organischen Stoffen unter Wasser eingeschlossen und zu Torf verarbeitet. In Deutschland wurden aber 95 Prozent der Moore trockengelegt. 80 Prozent von ihnen werden landwirtschaftlich genutzt. Wir wollen mit rentabler Paludikultur die Wiedervernässung beschleunigen. Landwirtinnen und Landwirte erhalten dadurch eine echte Handlungsalternative. Der Torfkörper kann wieder in seiner ursprünglichen Funktion arbeiten, wird zur Kohlenstoffsenke und liefert Ökosystemleistungen. Paludikultur ist regenerativ und eine Win-Win-Win-Situation für Boden, Mensch und Klima.“

Jonas Gaßmann

Landwirt bei den Zukunftsbauern

Bei Crailsheim in Baden-Württemberg befindet sich die Gemeinschaft Schloss Tempelhof – eine Zukunftswekstatt und ein Ökodorf mit Freier Schule und einem eigenen landwirtschaftlichen, regenerativen Betrieb auf 32 Hektar. Hier leben und gestalten die Zukunftsbauern. Jonas schreibt, was das für ihr Land und ihre Arbeit bedeutet.
„Wir betrachten unser Land als Ökosystem auf das wir zum Beispiel durch die Pflanzung von Bäumen als Agroforstsystem oder durch die Anlage von Teichen so einwirken, dass Klimaextreme abgepuffert werden und Wasser im Gelände gehalten wird. Durch einen genauen Blick auf den Kosmos Boden und einen schonenden Umgang mit diesem, erhöhen wir dessen Fruchtbarkeit und die Qualität der erzeugten Lebensmittel.
Unsere Ideale dabei sind eine vielfältige Pflanzenauswahl, Bodenbedeckung, geringstmögliche Bodenbearbeitung und möglichst durchgehend lebendige Wurzeln im Boden wachsen zu haben. Ob durch Gemüse, eine Gründüngung oder mehrjährige Strukturen. So kühlen wir das Klima, nehmen CO2 aus der Luft, geben Lebensraum für allerlei Lebewesen und bauen hochwertige und nährstoffdichte Lebensmittel an.”
Teamfoto von den Zukunftsbauern.
Die Zukunftsbauern: Jonas Machnik, Jonas Gaßmann, Sebastian Heilmann, Maya Heilmann (von links nach rechts). ©Sebastian Rost (filmingforchange)
Teamfoto von Triebwerk.
2020 haben Nicolas Haack, Christoph Meixner, Janos Wack (von links nach rechts) Triebwerk gegründet. © C. Meixner

Nicolas Haack

Co-Gründer vonTriebwerk

Die Initiative Triebwerk berät landwirtschaftliche Betriebe zu Themen rund um die regenerative Landwirtschaft mit Fokus auf Agroforstsysteme und entwickelt neue Lösungen für die Landnutzung. Gemeinsam mit dem Biolandhof Werragut erproben sie ein Agroforstsystem auf 12 Hektar mit über 1000 Gehölzen und 90 verschiedenen Sorten auf Acker- und Grünlandflächen.
„Wir nutzen die folgende Definition für unser Verständnis von regenerativer Landwirtschaft: „Regenerative Landwirtschaft umfasst Produktionssysteme, die auf dieser Basis ihre ökologischen, ökonomischen und sozialen Ressourcen und Funktionen beständig ausbauen. In diesem Prozess werden nicht-erneuerbare externe Stoff- und Energieflüsse zunehmend durch biologische Prozesse im Boden ersetzt, um positive Rückkopplungen zu erzielen.”
Das bedeutet, dass regenerative Landwirtschaft als Prozess zu verstehen ist, in dem man sich dauerhaft befindet. Somit können auch konventionelle Landwirte Teil von diesem Prozess sein. Letztlich wird deutlich, dass diese Praktiken die Unterstützung des Bodenlebens vorsehen sollten. Somit kann der Mensch als „Nützling” in seinem eigenen Ökosystem als ein „Ökosystemwirt” fungieren, der dieses Ökosystem verbessert und nicht degradiert.

Außerdem ist es sehr weit verbreitet, die Regeneration des Bodens nicht als etwas Statisches zu sehen, sondern als Prozess, der einer stetigen Anpassung der Maßnahmen und Praktiken am Betrieb bedarf. Das Schöne ist, dass je nach Landnutzung ein völlig anderes Bodenleben nützlich und sinnvoll ist. Um im Sinne des Bodenlebens zu agieren, bedarf es eines umfassenden Verständnisses des Bodenlebens und dessen, wie und an welcher Stelle die gängigen landwirtschaftlichen Verfahren dem Bodenleben schaden.“

Mehr dazu hier: Regenerative Landwirtschaft: Bodenleben im Fokus

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